Die sogenannten „Abnehmspritzen“ haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Medikamente wie Ozempic®, Wegovy® und seit Kurzem auch Mounjaro® (mit dem Wirkstoff Tirzepatid) wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung bei der medizinisch begleiteten Gewichtsreduktion.
Während die Stoffwechselwirkungen dieser Präparate gut dokumentiert sind, wird ein Bereich bislang oft übersehen: die Auswirkungen auf die Mund- und Zahngesundheit. In diesem Beitrag möchten wir aufzeigen, worauf Patientinnen und Patienten achten sollten, wenn sie eine solche Therapie beginnen oder bereits durchführen.

Welche Auswirkungen können auftreten?
Mundtrockenheit (Xerostomie)
Ein häufig berichteter Nebeneffekt bei GLP-1- und GIP-basierten Therapien ist eine reduzierte Speichelproduktion. Speichel erfüllt im Mund zahlreiche Schutzfunktionen: Er neutralisiert Säuren, wirkt antibakteriell, unterstützt die Remineralisierung des Zahnschmelzes und erleichtert das Schlucken.
Ein dauerhaft trockener Mund kann daher folgende Folgen haben:
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Erhöhtes Risiko für Karies
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Häufigere Zahnfleischentzündungen
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Entzündungen der Mundschleimhaut
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Mundgeruch
Übelkeit und Erbrechen
Viele Patienten klagen insbesondere in der Anfangsphase über Übelkeit oder gelegentliches Erbrechen. Dabei gelangt Magensäure in den Mundraum, die den Zahnschmelz angreifen kann. Häufige Folgen sind:
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Erosionen (Abnutzung der Zahnhartsubstanz)
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Zahnsensibilität
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Langfristig: erhöhte Kariesanfälligkeit
Verändertes Essverhalten und Nährstoffmangel
Durch die Appetitzügelung kann es zu einer einseitigen oder unregelmäßigen Nahrungsaufnahme kommen. Das wiederum kann Mängel an wichtigen Nährstoffen nach sich ziehen – insbesondere Kalzium, Vitamin D und Eisen –, die auch für Zähne, Zahnfleisch und Kieferknochen von Bedeutung sind.
Zudem wird seltener gekaut, was wiederum die Speichelproduktion reduziert und damit die Mundflora negativ beeinflussen kann.
Einfluss auf entzündliche Prozesse
Spannend, aber bislang wenig erforscht, ist die mögliche Auswirkung auf entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates wie Parodontitis. Es gibt Hinweise, dass GLP-1-Analoga entzündungshemmend wirken könnten – ob und wie sich das auf das Fortschreiten einer Parodontitis auswirkt, ist derzeit Gegenstand medizinischer Forschung.
Was bedeutet das für Sie als Patient?
Wenn Sie aktuell ein GLP-1-/GIP-basiertes Medikament zur Gewichtsreduktion einnehmen oder dies planen, ist es ratsam, auch die Zahngesundheit im Blick zu behalten. Die folgenden Maßnahmen können helfen, potenziellen Problemen vorzubeugen:
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Regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt, idealerweise alle sechs Monate – bei bestehender Parodontitis oder hohem Kariesrisiko auch häufiger.
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Tägliche gründliche Mundhygiene, gegebenenfalls ergänzt durch fluoridhaltige Gele oder Spüllösungen.
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Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die Speichelbildung zu unterstützen.
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Auf eine ausgewogene Ernährung achten, auch bei reduziertem Appetit.
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Bei starker Übelkeit: Nach Erbrechen den Mund mit Wasser oder einer milden Mundspülung neutralisieren, jedoch erst nach ca. 30 Minuten die Zähne putzen, um den aufgeweichten Zahnschmelz nicht zusätzlich zu belasten.
Fazit
Abnehmspritzen wie Ozempic®, Wegovy® und Mounjaro® können bei medizinisch notwendiger Gewichtsreduktion eine wertvolle Unterstützung bieten. Zugleich ist es wichtig, mögliche Begleiterscheinungen im Blick zu behalten – insbesondere solche, die die Mund- und Zahngesundheit betreffen.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Medikation und den Auswirkungen auf Ihre Zahngesundheit haben. Wir beraten Sie individuell und begleiten Sie gern im Rahmen Ihrer Therapie.