Ölziehen ist eine jahrhundertealte Praxis aus der ayurvedischen Heilkunde, die in den letzten Jahren vermehrt zu einem Trend in westlichen Ländern geworden ist. Anhänger dieser Methode schwören auf die pflegende Wirkung von Pflanzenölen für Zähne und Zahnfleisch.
Wie wirksam ist Ölziehen wirklich? Wir haben uns die Fakten genauer angesehen und Zahnärzte aus Zürich um ihre Einschätzung gebeten.
Was ist Ölziehen und wie funktioniert es?
Beim Ölziehen wird ein Esslöffel pflanzlichen Öls für etwa 15 Minuten im Mund bewegt und durch die Zahnzwischenräume gezogen. Häufig wird hierzu Kokos-, Sesam- oder Sonnenblumenöl verwendet. Diese traditionelle ayurvedische Methode soll dabei helfen, Bakterien und Giftstoffe aus der Mundschleimhaut zu entfernen. Besonders in der indischen Volksmedizin wird die Praxis seit Jahrtausenden als Mittel gegen Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen und rissige Lippen eingesetzt.
Das Öl ist nach dem Ausspucken in den meisten Fällen milchig-weiß. Was oft fälschlicherweise als ein Zeichen für „ausgezogenen Gifte“ interpretiert wird. Tatsächlich rührt die Verfärbung von der Vermischung des Öls mit Speichel, der die Fettmoleküle im Öl aufspaltet.
Wie effektiv ist die Methode?
Von Ölziehen wird sich Vieles versprochen: Von der Reduzierung von Bakterien über die Vorbeugung von Karies bis hin zur Aufhellung der Zähne. Es soll allgemein die Gesundheit fördern. Der Großteil der Behauptungen ist nicht wissenschaftlich untersucht worden und sie können daher nicht bestätigt werden. Einige Studien deuten zwar darauf hin, dass Ölziehen die Bakterienzahl im Mund reduzieren kann, doch um Aussagen über den Schutz vor Zahnfleischentzündungen und Kariesentstehung tätigen zu können, sind weitere Studien nötig. Besonders das oft erwähnte „Detox“ durch Ölziehen wird von den Zahnärzten kritisch gesehen. Der Körper hat mit Leber und Nieren bereits zwei funktionierende Entgiftungsorgane. Zusätzliche Detox-Maßnahmen wie Ölziehen sind daher aus medizinischer Sicht nicht notwendig.
Ölziehen als Ergänzung zur Zahnpflege
Obwohl die Wirkung von Ölziehen wissenschaftlich umstritten ist, spricht aus zahnärztlicher Sicht Nichts gegen die Durchführung. Das Öl kann die Speichelproduktion anregen, was wiederum dabei hilft, Bakterien im Mund zu reduzieren. Ölziehen sollte keinesfalls als Ersatz für die herkömmliche Zahnpflege betrachtet werden. Es ist äußerst wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine gründliche Zahnreinigung mit Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta unerlässlich ist, um Zähne und Zahnfleisch langfristig gesund zu erhalten. Wer sich ausschließlich auf Ölziehen verlässt, riskiert ernsthafte Schäden an der Mundgesundheit, da diese Methode allein nicht ausreicht, um Karies, Zahnfleischentzündungen und anderen Zahnerkrankungen effektiv vorzubeugen.
Unser Rat lautet daher: Wer Interesse am Ölziehen hat, kann es als ergänzende Maßnahme ausprobieren, sollte aber weiterhin zweimal täglich Zähne putzen, Zahnseide verwenden und regelmäßige Zahnarztbesuche einhalten.
Ölziehen mag als Teil der ayurvedischen Tradition gewisse positive Effekte auf die Mundhygiene haben, insbesondere was die Bakterienreduktion betrifft. Für wissenschaftlich fundierte Aussagen sind jedoch weitere Studien erforderlich. Als Ergänzung zur täglichen Zahnpflege kann Ölziehen probiert werden, solange es die bewährten Methoden wie Zähneputzen nicht ersetzt.
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